Wer bin ich?

Man hat mir gesagt es wäre hilfreich, wenn ich mich den potentiellen Lesern meines Buches vorstellen würde. Also gut, dann mache ich das. Womit aber anfangen?  Nun geboren wurde ich im Jahr 1948, am gleichen Tag, an dem auch der (derzeit noch) zukünftige englische König, Prinz Charles, der Prince of Wales, das Licht der Welt erblickte. Das führte dazu, dass in ganz Großbritannien bei meiner Geburt die Glocken läuteten und Salutschüsse zu hören waren. Abgesehen davon verlief aber mein weiteres Leben recht bürgerlich.
Der Ort meiner Geburt ist Schotten im Vogelsberg. Es war eine Hausgeburt, obwohl das Krankenhaus nur wenige Meter entfernt lag. Ging aber trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, alles glatt. Abgesehen von einer kurzen Phase meiner frühesten Kindheit, die wir, bedingt durch dem Beruf meines Vaters, in Nidda wohnten, habe ich die gesamte Zeit bis zum Eintritt in die Armee, im Schatten des Hoherodskopfes, eben in Schotten verbracht.
Bemerkenswert in Bezug auf meinen Vater war, dass er Ende Februar 1948 aus französischer Kriegsgefangenschaft heimkehrte und ich acht Monate und drei Wochen danach geboren wurde. Damit bin ich eine echte Nachkriegsproduktion. Nach seinem frühen Tod, er starb als ich 4 Jahre alt war, zogen wir, meine beiden Brüder und seine Witwe, unsere Mutter wieder niddaaufwärts.
Kindergarten, Schule und Lehre als KFZ Mechaniker habe ich somit in Schotten verbracht. Einzelheiten darüber erspare ich mir, die können und sollen Sie ja schließlich in dem Buch nachlesen. Was aber bemerkenswert erscheint, ist die Tatsache, dass ich es in den 40 Jahren als Soldat nie näher als 90 Kilometer an die Stätte  meiner Geburt geschafft habe. Außer als Besucher.
Aber trotzdem betrachte ich mich immer noch als echter, durchgefärbter Oberhesse. Ja selbst meine Ehefrau habe ich mir aus der Region geholt.
Und diese Trennung von meiner ursprünglichen Heimat mag der Grund dafür sein, dass ich mich eben dieser Gegend noch immer so verbunden fühle. Und diese Verbundenheit ist wohl auch die Ursache dafür, dass ich mich hingesetzt habe um mit dem Niederschreiben meiner Kindheitserinnerungen diese Trennung zu verarbeiten.
Heute, sechs Jahrzehnte und 13 Wohnungswechsel später bin ich froh, dass ich dies angefangen und zu Ende gebracht habe.  Und stolz bin ich auf mein Gedächtnis, welches mich dabei weitgehend nicht im Stich gelassen hat. Sehen Sie also dieses Werk als einen Therapieversuch an. Vieleicht ist es ja etwas, was Ihnen ebenfalls gut tut.

Wie es einst begann

Anfangs hatte niemand die Absicht ein Buch zu schreiben, am allerwenigsten ich. Aber das Schicksal hat es anders gewollt. Begonnen hat das Ganze vor fast fünfzig Jahren. Seinerzeit waren wir durch meinen Beruf bedingt vorübergehend in Hannover sesshaft geworden. Aber in dem Jahr, in dem wir in Niedersachsen unsere Zelte aufschlugen, zog es uns doch allmonatlich für ein Wochenende in unsere oberhessische Heimat. Opa und Omas wurden besucht und die Lebensmittelvorräte aus der schwiegerelterlichen Kühltruhe ergänzt.
Unser damaliges Fahrzeug, ein VW Käfer hatte in Bezug auf Ausstattung nur das allernotwendigste. Der einzige Luxus: Eine heizbare Heckscheibe und ein Radio. Damit (nicht mit der Heckscheibe) konnte man eben nur Radio hören. Sonst nix. Keine Kasetten abspielen, und CDs waren noch lange nicht erfunden. So hatten meine Ehefrau und die damals dreijährige Tochter auf der fünfstündigen Fahrt jede Menge Gelegenheit sich zu langweilen. Da blieb es meine Aufgabe für Kurzweil zu sorgen. Singen kann ich nicht und und Steptanzen ist in einem VW Käfer aus Platzgründen nicht möglich. Was blieb? Geschichten erzählen. Märchen kamen nicht in Frage. Trotz dem üblichen Happy End waren diese meist doch zu grausam für zarte Kinderohren.
Also gab ich meine, in der Kindheit erlebten Abenteuer zum Besten. Diese mussten zwar ebenfalls kindgerecht aufbereitet und präsentiert werden, aber im Kern konnte ich doch bei der Wahrheit bleiben. Nach einigen Wochenendheimfahrten stellte ich fest, dass solcherart Stories beim Publikum gut ankamen. Dies war allerdings weniger meinem Erzähltalent geschuldet, als dem Mangel an altenativen Unterhaltungsmöglichkeiten. Und ich selbst zog meinen Vorteil aus der mir zugefallenen Rolle. Meine Jugend auf diese Weise wiederaufleben zu lassen bedeutete, ich konnte Schönes noch einmal erleben und weniger Angenehmes durch diese Art der Aufarbeitung bewältigen.
Und wenn man das Ganze auch noch aufschreiben, und einem breitere Publikum zur Kenntnis geben konnte, ließe sich damit erreichen, daß Leser oder Hörer dabei Bekanntes aus ihrer eigenen Vergangenheit entdecken und sie sagen können: „So ist es gewesen!“, wäre dies für mich eine doppelte Bestätigung. Zu einen untermauert es den Wahrheitsgehalt meiner Geschichten und zum anderen hätte ich jemanden mit dem daraus entstandenen Büchlein eine, wie ich hoffe, glückliche Erinnerung beschert. Und somit wünsche ich den Lesern dieses Buches eine schöne Bescherung!

Spitzensalat

Wer weiß heutzutage mit dem Begriff „Spitzensalat“ etwas anzufangen? Grünfutter für qualitätsbewusste Vegetarier? Weit gefehlt. Mit dieser, heute eher irreführenden Bezeichnung, umschrieb man vor etwa 60 Jahren einen speziellen Bruch der Ski, nämlich den, bei dem die Skispitze(n) abbrach(en). Diese Art von Schaden ist heutzutage bei den eingesetzten modernen Materialien nur noch selten. Aber zu der Zeit, als ich mit dem Skifahren anfing, kam ein solches Malheur des Öfteren vor und der Begriff „Spitzensalat“ bedurfte keiner weiteren Erklärung....

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Seifenkisten & Spitzensalat
Uwe Leuning
  • 43 Geschichten
  • 178 Seiten
  • Taschenbuch
  • Format DIN A5

Kommentare

Kommentar 1
Das Büchlein kam gestern mit der Post. Eigentlich wollte ich nur kurz hinein schnuppern, um später in Ruhe darin zu lesen. Bereits nach wenigen Abschnitten war ich derart gefesselt, dass ich das Buch komplett las, und zwar mit wachsendem Vergnügen. Auch ich, Jahrgang 1947, bin in Schotten geboren. Meine Großeltern bewirtschafteten damals einen größeren Bauernhof gegenüber „Schuh-Bopp“. Der Hof war gepachtet und gehörte der Familie Cellarius. Nach Aufgabe der Landwirtschaft bauten meine Großeltern in der damaligen Niddastraße 53 ein wundervolles, vom Maler und Architekten Großmann entworfenes Haus und zogen 1950 dort ein. Dort wohnten dann auch meine Eltern und weitere nahe Verwandte. Ich könnte aus meiner Schottener Zeit auch ganz viele Geschichten erzählen bzw. habe das – sofern es mir vertretbar erschien – auch für meine Enkel getan. Vieles von Uwe Leuning in so herrlicher Weise Dokumentierte kommt mir sehr bekannt vor, aber meine Geschichten sind andere, weil wir sozusagen am Rande der Stadt wohnten und unser Aktionsradius größtenteils Teil ein anderer war. So ergänzen sich die Ereignisse und Erlebnisse aus „Seifenkisten & Spitzensalat“ in wunderbarer Weise mit meinen eigenen. Mehr noch: Mein Blick auf meine Heimatstadt rundet sich ab und wird durch viele Details ergänzt, die mir bisher unbekannt oder auch entfallen waren. Nach der Lektüre von Uwe Leunings Buch sind eine ganze Menge Erinnerungen wiedererweckt worden, die sich irgendwo ganz tief in meinen Gehirnwindungen versteckt hatten.

1951 zogen meine Eltern in einen der weniger bevorzugten Frankfurter Vororte. Ich wurde schon nach ein paar Tagen ernsthaft krank und kam erst wieder zu Kräften, nachdem man mich zu „Oma und Opa Schotten“ gebracht hatte. Schotten ist immer meine Heimat geblieben, ganz gleich wo auf der Welt ich gerade unterwegs war. Tausende Kilometer bin ich mit dem Fahrrad zwischen Frankfurt und Schotten gependelt, manchmal nur, um bei Oma ein Stückchen Schmandkuchen zu vertilgen und danach wider durch die Spieß den Weg nach Frankfurt-Sossenheim einzuschlagen. Später fuhr ich mit dem Moped, dann mit dem Motorrad und danach mit mühsam zusammen geflickten Kleinstwagen (Isetta und Co.) – in den letzten Jahren auch immer öfter wieder mit dem Motorrad. Lustigerweise eine Zeit lang ebenfalls mit einer Yamaha XJ600N (in schwarz), wie sie auch Herr Leuning erwähnt. Auch mir gelang es, in den frühen 1960er Jahren diverse ausgemusterte Motorräder einzusammeln – und letztlich zu Schrott zu fahren. Ein Mal fünf Stück für 50 Mark in Schotten. Oh hätte ich die heute noch...

Ich bin dem Autor unendlich dankbar für dieses detailreiche, herzerfrischend geschriebene Buch, das das Leben in Schotten so präzise und lebendig schildert, sodass vieles wie ein Film vor dem Leser abläuft. Ich wünsche mir, dass auch jüngere Menschen dieses Buch zur Hand nehmen und erkennen, wie sehr sich unser heutiges Leben von damals unterscheidet. Meine Oma hatte 120 Mark Rente im Monat zur Verfügung, und wir haben nichts vermisst. Wenn heute von Armut hierzulande die Rede ist, habe ich manchmal das Gefühl, dass es sich eher um die Abwesenheit von Luxus handelt.

Ich empfehle das Buch auch Lesern, die nicht in Schotten aufwuchsen. Vieles ist typisch für die Nachkriegszeit und dürfte sich auch andernorts ähnlich abgespielt haben. Gerade in Corona-Zeiten kann die Lektüre den Blick auf das Wesentliche lenken, was heute gerne in Vergessenheit gerät. Es braucht nicht viel für eine glückliche Kindheit und Jugend.

Rüsselsheim, im September 2020
Heiner Jakob


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Kommentar 2
Wer wissen will was ich in meiner Jugend in Schotten im Vogelsberg so alles erlebt habe, der soll sich dieses Buch von meinem Freund Uwe Leuning kaufen. Ich hatte nicht weit von Uwe entfernt in Schotten in der Karl-Weber-Straße gewohnt und nach den Hausaufgaben ging es auf die Gass zum Schießhorst. Danke Uwe daß Du dieses Buch geschrieben hast und meine Erinnerungslücken damit auffrischst.
Kommentar 3
Ich bin superstolz im Vorwort erwähnt zu sein und freue mich riesig, dass du dein Projekt nun endlich verwirklicht hast! Ich hing immer an deinen Lippen, wenn du aus deiner Kindheit und Jugend erzählt hast und tue dies noch. Langweilige Autofahrten gab es nicht! Ich empfinde es als sehr wertvoll, dass du deine Kindheits- und Jugenderlebnisse auch mit deinen vier Enkelkindern teilst.
Ich wünsche allen Lesern viel Freude mit deinem Buch
????deine Tochter von der Rückbank
Kommentar 4
eigentlich war im "Bildungslehrgang" in München mehr das zeichnerische Talent - unter dem Tisch während langweiliger Lehrer-Vorträge - im Vordergrund.
Nun hat die gute Ausbildung von Dr. Langner doch noch Früchte getragen - gut gemacht, Uwe.
Bernd, einer der Beobachter von der Bankreihe hinter Dir.
Kommentar 5
Hallo Uwe, tolle Idee. Die Leseprobe versprich mehr, deshalb möchte ich gerne ein Exemplar erwerben!
Gruß
Matze
Allzeit Glück ab und SemperFi
Kommentar 6
Servus Chef. Spitzensalt, sehr bekannt, grad mit langen Ski. Auf den Rest bin ich sehr gespannt. Alles Gute ins Aulenland, Sarge.
Kommentar 7
Wir stehen im gleichen Lebensalter und meine Erinnerungen sind sehr ähnlich.
Ich habe das Büchlein gelesen, verbunden mit vielen eigenen Erinnerungen, die wieder aufstiegen und legte es mit einem Schmunzeln und einem warmen Gefühl des sich zurückversetzens zur Seite.
Selten habe ich mich nach einem Buch so wohl gefühlt. Das lag sicher an der persönlichen Betroffenheit.
Der Autor schildert eine Zeit mit vielen Details, zu denen ich, wie ich leidvoll zwischenzeitlich feststellte, nicht mehr fähig bin, die die Kinder und schon gar nicht die Enkel nur aus historischen Filmen visuell vor Augen haben und eventuell aus den Erzählungen ihrer Altvorderen kennen.
Der Autor schildert viele Facetten des damaligen Lebens ohne jemals sich dazu verleiten zu lassen sie ins nostalgische zu verklären. War halt so.
Ohne Handy, Fernsehen, ohne Überflutung an Informationen, eine Welt ohne Selbstverständlichkeiten wie Kühlschrank, Gefriertruhe oder elektrischen Herd, in einer Welt in der Armut und second hand normal war und keiner Beachtung bedurfte.
Aus heutiger Sicht nicht unbedingt heile Welt, aber dennoch m. E. kindgerecht. Armut, Schmutz ist kein Makel, wenn es für alle gilt. Es gab genügend Spielkameraden, genügend Spielgerät und Raum für Phantasie und „Outdoor-Adventures“ für Kinder. Die körperliche Züchtigung ist heute total verpönt, aber immer und absolut? Dem Autor hat es, nach eigener Bekundung, nicht geschadet.
Ich wünsche dem Buch einen guten Erfolg und danke für viele Erinnerungen.
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Kommentar 8
Moin,Hallo Uwe, habe dein Buch mit großem Interesse gelesen, man fühlt sich wieder in die Kinderzeit
zurück versetzt,und vieles kommt einem Bekannt vor, dafür ein Bravo Zulu, Gruß aus Schotten von H.U.
Kommentar 9
Uwe betätigt sich als Zeitzeuge unserer Kinder-und Jugendzeit in den 50ern und 60ern.So, wie er, erlebte auch ich den Alltag in Schotten ( nur weniger dramatisch als
Mädchen ). Erinnerungen und Begebenheiten wurden beim Lesen wach - ein schönes Gefühl!!!
Ich bin der Meinung, dass Uwes Geschichten überall im mittel-/oberhessischen Land angesiedelt sein könnten und sich das Buch nicht nur in der Schottener Umgebung
empfiehlt.
Uwe, du hast ein sehr lebendiges, anschauliches Buch geschrieben!
R aus F
Kommentar 10
Sind Kindheit und Jugend im Vogelsbergkreis - abgesehen von denen, die einen persönlichen Bezug dorthin haben - tatsächlich für eine breite Leserschaft von Bedeutung? Vor diesem Hintergrund habe ich mich an die Lektüre begeben und habe mich alsbald für "ja" entschieden. Tatsächlich sind die vielen kleinen Begebenheiten geeignet, Erinnerungen an die eigene Kindheit aufkommen zu lassen. Abgesehen von Dialekt, örtlichen Gegebenheiten, es kommt einem alles durchaus bekannt vor. Wenn dann der Humor seinen Platz im Text erhält, was will man mehr?
Nachdenklich haben mich die Bemerkungen hinsichtlich Dorfgemeinschaft und Erziehung werden lassen. Man spürt, die Menschen, um die es geht, stehen mit beiden Füßen fest auf dem Boden. Die Kinder werden umsorgt und sie erfahren einhergehend wie das Leben funktioniert. Ob die erwähnten Backpfeifen nötig sind, man kann darüber streiten, dem Autor haben sie aber offensichtlich nicht geschadet. Und: Die Quittung, welche unsere Gesellschaft für die vielgepriesene antiautoritäre Erziehung derzeit bekommt, vielleicht hätte, wäre man dem Schottener Beispiel gefolgt, nicht ausgestellt werden müßen!
Zu guter letzt: Eigentlich hatten wir uns auf das Rezept für den Spitzensalat gefreut, alles kam anders!
Lieber Autor, besten Dank für dieses Werk, ist klasse.
E. S.
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Kommentar 11
Hallo Uwe, habe mich so über den Erhalt Deines Buches so gefreut, dass ich es umgehend komplett gelesen habe. Herrlich geschrieben, fesselnd und mit viel Humor gespickt. Herzlichen Dank.
Gruss aus Basel
Andreas
Allzeit Glück ab!
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